Rudolf Alexander Schröder

Rudolf Alexander Schröder wurde in Bremen als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Schon in der Schulzeit entwickelte er literarische Neigungen. 1897 ging er nach München, um dort Architektur, Musik und Kunstgeschichte zu studieren. Zusammen mit seinem Vetter Alfred Walter Heymel und in Verbindung mit dem Redakteur Otto Julius Bierbaum gründete er die Zeitschrift »Die Insel«, aus der später dann der Insel-Verlag erwachsen sollte. 1901 schied Schröder aus der Insel-Redaktion aus. 

Seit 1909 arbeitete Schröder – nach Aufenthalten in Paris (bei dem Ehepaar Julius Müller-Graefe) und in Berlin – als Architekt in Bremen; dabei widmete er sich vor allem Interieurs. Schröder gestaltete z. B. die Redaktions-Wohnung der Insel sowie einen Teil der Innenausstattung des 1929 in Dienst gestellten Ozeandampfers Bremen. 1913 gründete er mit Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Borchardt u. a. die Bremer Presse. Während des Ersten Weltkrieges war Schröder Zensor im deutschen Generalkommando in Brüssel, dabei lernte er die flämische Lyrik kennen, die er später auch übersetzte. 1931 gab er die Arbeit als Architekt auf, um sich ganz auf die Schriftstellerei (Schwerpunkte: Lyrik, Übersetzung und Essay) zu konzentrieren. 1935 verließ Schröder Bremen und siedelte sich im oberbayerischen Bergen (Chiemgau) an, wo er bis zum Tode 1962 lebte. Den Umzug zu Beginn des Dritten Reichs verstand er als Schritt in die Innere Emigration. Gleichzeitig trat er den Kreisen der Bekennenden Kirche bei und ließ sich 1942 zum Lektor (d.h. Laienprediger) berufen. Er leistete einen bedeutenden Beitrag zur Erneuerung des evangelischen Kirchenliedes im 20. Jahrhundert. Lese- und Vortragsreisen führten ihn in viele Regionen Deutschlands. In der NS-Zeit beschränkte er sich hauptsächlich auf Veranstaltungen in kirchlichen Räumen, traf allerdings auch mit Hans Grimm und weiteren nationalkonservativen Autoren auf den »Lippoldsberger Dichtertreffen« zusammen. Er arbeitete an Zeitschriften und Sammelwerken mit und wurde einer der namhaftesten Mitarbeiter des Eckart-Verlags Berlin und seiner Zeitschrift Eckart. Der Herausgeber Kurt Ihlenfeld rief den Eckart-Kreis ins Leben, der seine Aufgabe in Begegnungen von Theologie und Literatur, Glaube und Dichtung sah. Eine Buchreihe mit vorwiegend protestantischen und literarischen Themen nannte sich »Der Eckart-Kreis«. Neben evangelischen Christen wie Martin Beheim-Schwarzbach, Hermann Claudius, Albrecht Goes, Jochen Klepper, Willy Kramp, Albrecht Schaeffer, Siegbert Stehmann, Otto von Taube und August Winnig zählten Katholiken wie Werner Bergengruen, Reinhold Schneider und Joseph Wittig zum Eckart-Kreis. Schröder schloss sich der »Bekennenden Kirche« an und hielt als Laienprediger der evangelisch-lutherischen Kirche Bayerns Gottesdienste. Von 1946 bis 1950 leitete er von Bergen aus die Bremer Kunsthalle und wurde danach zum Ehrenvorsitzenden des Kunstvereins gewählt. Seine Vaterstadt Bremen wählte ihn zum Ehrenbürger und nannte ihren Literaturpreis nach ihm. Dem unverheiratet Gebliebenen führte die Schwester Dora den Haushalt. Sie war auch als seine Sekretärin tätig.

Der fünffache Ehrendoktor starb 1962 in Bad Wiessee nach kurzem Aufenthalt in der dortigen Klinik und wurde im Bremer Familiengrab auf dem Riensberger Friedhof beigesetzt.

Für sein Leben bestimmend erwiesen sich Freundschaften mit Alfred Walter Heymel, Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Borchardt sowie Begegnungen mit Rainer Maria Rilke, Gerhart Hauptmann und andern Schriftstellern der Zeit. Er pflegte auch Kontakte zu Stefan George, ohne zum Anhänger des George-Kreises zu werden.

Künstlerisches Schaffen

Die frühe Lyrik Schröders stand im Zeichen eines Skeptizismus und romantisierenden Ästhetizismus; dabei bediente er sich vor allem klassischer Formen wie Oden und Sonetten. Schröder schrieb auch einzelne kabarettistischen Verse. Vor dem und im Ersten Weltkrieg verfasste er mehrere national-konservative Gedichte, die zum Teil einen weihevoll stilisierten Patriotismus zeigen. Nach dem Erlebnis des Krieges bestimmten die Ausrichtung auf das humanistische Erbe der Klassik und eine protestantisch-biblische Religiosität sein Schaffen. Er wurde dadurch zu einem wichtigen Erneuerer des evangelischen Kirchenliedes im 20. Jahrhundert. Einige seiner Lieder wurden in Kirchengesangbücher aufgenommen (Wir glauben Gott im höchsten Thron; Abend ward, bald kommt die Nacht; Es mag sein, dass alles fällt u.a.).

Schröder übersetzte die Ilias und Odyssee Homers, Werke von Vergil, Horaz, Corneille, Racine, Molière, T. S. Eliot, Shakespeare und veröffentlichte Nachdichtungen niederländisch-flämischer Lyrik.

Schröder wirkte als Übersetzer der altkirchlichen (gregorianischen) Hymnen im Alpirsbacher Antiphonale, dessen Neubearbeitung Friedrich Buchholz ab 1946 für die Kirchliche Arbeit Alpirsbach betrieb.

1950 schrieb Schröder die von Hermann Reutter vertonte Hymne an Deutschland, die nach dem Wunsch von Bundespräsident Theodor Heuss Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland werden sollte, sich aber gegen die von Bundeskanzler Konrad Adenauer bevorzugte dritte Strophe des Deutschlandliedes nicht durchsetzen konnte.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1947 Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
  • 1952 Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste
  • 1962 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung

Werke

  • Unmut. Gedichte. 1899
  • Empedokles. Gedichte. 1900
  • An Belinde. Gedichte. 1902
  • Sonette zum Andenken an eine Verstorbene. Gedichte. 1904
  • Elysium. Gedichte. 1906
  • Die Zwillingsbrüder. Gedichte. 1906
  • Lieder und Elegien. Gedichte. 1911
  • Deutsche Oden. Gedichte. 1910 (Neufassung 1913)
  • Heilig Vaterland. Gedichte. 1914
  • Audax omnia perpeti. Gedichte. 1922
  • Der Herbst am Bodensee. Gedichte. 1925
  • Mitte des Lebens. Gedichte. 1930
  • Der Wanderer und die Heimat. Erzählung. 1931
  • Aus Kindheit und Jugend. Autobiographie. 1935
  •  Dichtung und Dichter der Kirche. Essays 1937 (erweitert 1964)
  • Die Ballade vom Wandersmann. Gedichte. 1937
  • Die Kirche und ihr Lied. Essays. 1937
  • Die weltlichen Gedichte. Gedichte. 1940
  • Die geistlichen Gedichte. Gedichte. 1949
  • Unser altes Haus. Erinnerungen. 1951
  • Das Vaterunser. Eine Auslegung. 2. Auflage 1963
  • Predigten zum Kirchenjahr. Ges. Werke, Bd. VIII, 1965

Literatur

  • Rudolf Adolph: Rudolf Alexander Schröder. Aschaffenburg: Pattloch 1958. (= Bibliophile Profile; 1)
  • Hans von Arnim: Christliche Gestalten neuerer deutscher Dichtung. Rudolf Alexander Schröder, Reinhold Schneider, Werner Bergengruen, Otto von Taube, Franz Werfel, Jochen Klepper, Ina Seidel, Gertrud von Le Fort. Berlin: Wichern-Verl., 1972
  • Kurt Berger: Die Dichtung Rudolf Alexander Schroeders. Das Unvergängliche im vergänglichen Sein. Marburg/Lahn: Rathmann, 1954.
  • Wolfgang Emmerich: Der Bremer Literaturpreis. Eine Dokumentation. Bremerhaven, edition die horen 1999
  • Klaus Goebel: Bin doch hoffnungslos deutsch und bleibe es. Zwei bislang unbekannte Briefe von Thomas Mann an Rudolf Alexander Schröder, der am Sonntag vor 125 Jahren geboren wurde. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Januar 2003
  • Klaus Goebel: Neugierig, was ich zum Schluß gedichtet haben werde – Der Gedankenaustausch von Theodor Heuss mit Rudolf Alexander Schröder und der Streit um die deutsche Nationalhymne 1950–1952. Mit einem Nachtrag vom Sommer 2006. In: Erik Gieseking u.a. (Hg.): Zum Ideologieproblem in der Geschichte. Lauf an der Pegnitz: Europaforum 2006, S. 119–137
  • Klaus Goebel: Eckart. Eine evangelische Kultur- und Literaturzeitschrift im 20.Jahrhundert. Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, 55. Jg. 2006, S. 265–284
  • Horst Gronemeyer: Untersuchungen zur Geschichte der deutschen Vergil-Übertragung. Mit besonderer Berücksichtigung Rudolf Alexander Schröders. Hamburg: Univ. Diss. 1963.
  • Marion Heide-Münnich: Rudolf Alexander Schröder: Der Wanderer und die Heimat. Ein Beitrag zu seiner Traumerzählung. Kovac, Hamburg 2005
  • Ursula und Günter Heidrich: 1899-1931. Rudolf Alexander Schröder und die Wohnkunst. H.M.Hauschild, Bremen o.J.
  • Kurt Ihlenfeld (Hrsg.): Rudolf Alexander Schröder. Dem Dichter zum Gedächtnis. Eckart-Verlag, Witten u.a. 1963
  • Rainer Noltenius: Hofmannsthal, Schröder, Schnitzler. Möglichkeiten und Grenzen des modernen Aphorismus. Stuttgart: Metzler (1969) (= Germanistische Abhandlungen; 30)
  • Ingeborg Scholz: Deutsche Lyrik im Spannungsbogen zwischen Kunst und Religion. Werner Bergengruen und Rudolf Alexander Schröder. Bonn: Verl. für Kultur u. Wiss., 2002. (= Disputationes linguarum et cultuum orbis; Sectio V, Volkskunde und Germanistik; 6) ISBN 3-932829-39-5
  • Reinhard Tgahrt u.a. (Hrsg.): Borchardt – Heymel – Schröder. Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum. Marbach am Neckar 1978
  • Katharina Uhl: Ambivalenzen im Leben und Wirken Rudolf Alexander Schröders. Gutachten im Auftrag der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung. Bremen 2011 [Eine Papierausgabe dieses Gutachtens kann angefordert werden. Nutzen Sie dazu die angegebene Adresse unter der Rubrik Kontakt.]
  • Friedrich Voit: Der Verleger Peter Suhrkamp und seine Autoren. Seine Zusammenarb. mit Hermann Hesse, Rudolf Alexander Schröder, Ernst Penzoldt und Bertolt Brecht. Kronberg, Taunus: Scriptor, 1975. (= Theorie, Kritik, Geschichte; 6) ISBN 3-589-20107-X
  • Rudolf Wentorf: Rudolf Alexander Schröder. Ein Dichter aus Vollmacht. Gießen u.a.: Brunnen-Verl. 1965 (= Zeugen des gegenwärtigen Gottes; 167/168)
  • Rudolf Wentorf: Dichter der Kirche. Rudolf Alexander Schröder – Jochen Klepper – Siegbert Stehmann. Mit drei Handschriftenproben. Gießen u.a.: Brunnen-Verl., 1967

Quelle: wikipedia.de (letzte Änderung: 19. Oktober 2008 um 18:24)